Servicewohnen im Wohnprojekt
Das Projekt zeichnet sich nicht nur durch seine nachhaltige Bauweise und innovative Architektur aus, sondern hier wird vor allem auf die Gemeinschaftsbildung besonders Wert gelegt. Begleitet wird dieses Projekt von dem renommierten Neurobiologen Gerald Hüther und der Akademie für Potentialentfaltung. Den Aufbau der Mietergemeinschaft begleitet die Mentorin Maria Holm. Carina Krey, Architektin und Baubiologin gibt uns im Interview einen Einblick in ihr innovatives Wohnkonzept.
Interview mit Carina Krey
Hallo Carina, kannst Du Dich bitte kurz vorstellen?
Hallo und danke für Euer Interesse an unserem Wohnprojekt ANUNDO Park. Mein Name ist Carina Krey, ich habe Stadtplanung und Architektur studiert, mit Zusatzausbildung in Baubiologie. In unserem kleinen & feinen Büro RADIUSplus in Heidelberg, Baden-Württemberg beschäftigen wir uns seit Jahren im Schwerpunkt mit hochwertigem Wohnungsbau und realisieren Projekte oft und gerne mitsamt der Innenarchitektur. Die enge Zusammenarbeit mit unseren Bauherren und Gespräche mit Verwandten und Bekannten hat uns dann die Erkenntnis gebracht, dass es an modernen, spannenden und passgenauen Wohnkonzepten für die »Generation 55+« fehlt.
Bevor wir auf die einzelnen Besonderheiten des ANUNDO Parks eingehen, was ist Deine bzw. Eure Motivation dieses Gemeinschaftsprojekt auf den Weg zu bringen?
Nach der besagten Erkenntnis, dass es dringend eine zeitgemäße Wohnform braucht, in der man in der 2. Lebenshälfte richtig gerne wohnen möchte, haben wir Freude gefunden an dem Gedanken ein gesellschaftlich relevantes Projekt in die Realität umzusetzen und auch zu betreiben. Als Mitglied der »Akademie für Potentialentfaltung« unter Gerald Hüther bewegt mich dazu das Thema Würde und die Tatsache, dass das Altersbild in unserer Gesellschaft leider recht negativ geprägt ist. Mit unserem Projekt möchten wir einen Beitrag leisten zu »Happy Aging«.
Wie unterscheidet sich Eure Architektur von einem gewöhnlichen Wohnprojekt?
Neben unserem Anspruch, herausragende Architektur in urbaner Lage zu realisieren, gibt es zwei Kernthemen, die ANUNDO Park von den meisten anderen Wohnprojekten unterscheidet.
Das erste ist das Thema »Wohnen mit Gemeinschaft«. Wir bieten unseren ca. 80 Mietern individuell geschnittene private Wohnungen zwischen 40 und 130qm und zusätzlich etwa 300qm gemeinschaftliche Flächen, die von allen genutzt werden können. Entlang der Wege und Treppenhäuser findet man also bei uns ein Kaminzimmer mit Bibliothek, ein Gästeapartment, einen Projektraum, ein Musikzimmer, einen Fitessraum mit Sauna, eine große Dachterrasse mit Blick in den Park und eine Werkstatt zum großen Garten mit Yogawiese, Hochbeeten und Aufenthaltsbereichen. Diese Räume prägen die Architektur, laden zum Aufhalten und Kommunizieren ein – wenn man es möchte. Es gibt in unserer Wohnform keine Zwänge und keine Pflichten, es gibt eine besondere Architektur, in der Gemeinschaft einfach gelebt werden kann.
Das zweite Kernthema bei uns ist der »Service«. Der Eingangsbereich wird tangiert von der Kaffeebar des öffentlichen Restaurants und ist als Dreh- und Angelpunkt des Hauses großzügig doppelgeschossig gestaltet. Hier befindet sich eine Rezeption, an der jemand für die Belange und Wünsche der Mieter da ist. Hier werden Dienstleistungen erbracht und koordiniert, aber man bekommt auch individuelle Unterstützung, was vor allem im Alter viel Sicherheit bietet. Dieser Service richtet sich nach dem Bedarf der Mieter; die meisten Leistungen zahlt man nur, wenn man sie in Anspruch nimmt. Dieser Mehrwert ist also keine wesentliche fixe finanzielle Belastung.
Zukünftig haben wir die Vision, dort im Foyer eine »Plattform für Erfahrungswissen« zu etablieren. Ältere Menschen haben einen riesigen Vorteil gegenüber den Jungen. Das ist ihr Erfahrungswissen, welches sie sich im Laufe ihres Lebens angeeignet haben. Wir finden es erstrebenswert, dieses Wissen für andere zugänglich zu machen. Das bringt einen Mehrwert in die Gesellschaft und älteren Menschen Selbstwirksamkeit und Verbundenheit. Aber eins nach dem anderen…
Wieso habt Ihr Euch beim Servicewohnen für ein Mietmodell entschieden?
Das beschriebene Konzept kann unsere Meinung nach nur langfristig funktionieren, wenn es einen Betreiber gibt, der das Objekt leitet und steuert. Wir erwarten, dass es sich im Laufe der Zeit wandelt, je nachdem wer gerade dort wohnt und welche Hobbys und Bedürfnisse die Bewohner haben. Darauf wollen wir reagieren können, es passgenau halten. Das wäre nicht möglich, wenn die Wohnungen Eigentumswohnungen wären. Und ein gemischtes Miet-/ Eigentumsmodell würde zu einer Asymmetrie führen, die dem Konzept auch nicht gut täte.
Wie kann eine neue Kultur des Zusammenlebens in Eurem Projekt entstehen? Anders gefragt: wie unterscheiden sich die zukünftigen Bewohner:innen von herkömmlichen Mietergemeinschaften?
Um für die Kultur des Zusammenlebens beste Startbedingungen zu schaffen, veranstalten wir mit der stetig wachsenden Mieterschar seit Beginn des Jahres regelmäßige Workshops unter Anleitung der Moderatorin Maria Holm. Hier geht es darum, sich vorab kennenzulernen und die Art des späteren Zusammenlebens zu formen. Die Menschen ziehen dann mit einer guten Vorstellung davon ein, wie das Miteinander funktionieren wird. Das sind immer sehr interessante und lustige Nachmittage und uns als Architekten bieten sie die Möglichkeit die Bedürfnisse der Bewohner zu verstehen und noch in die Planung und Ausstattung einfließen zu lassen.
In der Regel werden Projekte mit gehobenem Standard und nachhaltiger Bauweise sehr hochpreisig angeboten. Wie ist das in Eurem Projekt?
Das Objekt ist Teil des neuen Wohnquartiers Spinelli, das auf einer Konversionsfläche am Rand der Bundesgartenschau 2023 entwickelt wird. Die städtebaulichen und technischen Rahmenbedingungen an die Architektur sind anspruchsvoll; es entsteht ein zukunftsweisendes Modellquartier mit hohem ökologischen Anspruch. Die resultierende Bauweise ist von hoher Qualität und die Ausstattung unseres Hauses auch. Trotzdem werden bei uns 30% der Wohnungen nach dem Mannheimer Modell vermietet, d.h. dass deren Mietpreise 30% unter dem durchschnittlichen lokalen Mietpreis liegt. Ziel ist es eine natürliche soziale Durchmischung im Haus zu haben und die Eintrittsschwelle zu unserem Wohnkonzept möglichst niedrig zu halten.
Wie habt Ihr es geschafft an so ein begehrtes Grundstück zu kommen?
Nachdem wir vor fünf Jahren die Projektidee hatten, haben wir sie neben unserem normalen Projektgeschäft nach und nach ausgearbeitet und parallel dazu nach einem passenden Grundstück gesucht. Letzteres war schwerer als erwartet. Wir sind ja überhaupt keine klassischen Investoren, sondern waren und sind einfach mit viel Herzblut bei der Sache. Wir haben uns für freie Grundstücke beworben, bei Kirchen vorgesprochen, bei den Machern der Internationalen Bauausstellung IBA, bei Baubürgermeistern und vielen mehr. Ohne Erfolg. Letztendlich haben wir an einem Wettbewerb teilgenommen, der für das Quartier Spinelli ausgeschrieben wurde. Dort wurde der architektonischen Entwurf, verknüpft mit einem inhaltlichen Konzept eingereicht. Und dann haben wir zu unserem großen Glück – wir standen als die Nachricht kam gerade mit unserem Campingbus in London an der Themse – das schönste Grundstück von Mannheim bekommen, direkt an der Promenade zum Park der Bundesgartenschau 2023.
Was glaubst Du, hat bei Eurem Konzept am Ende am meisten überzeugt?
Dass es ein Mietmodell für die Zielgruppe »55+« geben wird, in dem herausragende Architektur mit den Aspekten Servicewohnen und Gemeinschaft vereint ist, trifft offenbar einen Nerv der Zeit und hat auch die städtische Entwicklungsgesellschaft überzeugt. Man kann hier leben und alt werden, frei von Ballast und mit einem sicheren Gefühl, in seinem privaten Wohnraum und trotzdem als Teil einer Gemeinschaft. Das Objekt soll einen Mehrwert bieten für das Quartier, für die Stadt und im besten Falle Vorlage sein für weitere gemeinschaftliche Wohnformen.
Wie kann man zukünftig Investoren zum Umdenken bewegen, vom klassischen Modell der Kapitalanlage in solche gemeinschaftsorientierte Projekte zu investieren? Was sind bisher die Hürden?
Ich denke es bräuchte Förderprogramme für gemeinschaftliches Wohnen im Mietmodell. Aktuell ist es so, dass die Mietmodelle nicht mit den genossenschaftlichen Modellen gleichgestellt werden. So wird unser Objekt zum Beispiel nicht auf der Website der Stadt in der Rubrik »gemeinschaftliche Wohnmodelle« aufgeführt. Nur aus dem Grund, dass es ein Mietmodell mit Betreiber ist. Klassische Investoren brauchen sicher finanzielle Anreize. Und dann macht der Markt das Angebot. Mit jedem realisierten Erfolgsmodell werden sich mehr Menschen für solche Projekte begeistern, und desto interessanter wird der Invest. Hilfreich wäre es auch, wenn bei Grundstücksvergaben noch öfter das Konzept den Ausschlag geben würde. Ansonsten braucht es Herzblut, eine gewisse Wertehaltung und viel Energie, um die vielen Hürden auf dem Weg zur Realisierung eines solchen Projektes meistern zu können. Wir jedenfalls sind glücklich über die Resonanz, die unser Projekt erfährt und darüber zu erleben, wie die Mietergemeinschaft zusammenwächst und welche wunderbar bereichernde Begegnungen damit einhergehen.
Wie seid Ihr auf bring-together gekommen und welche Rolle spielt das Matching für Euer Projekt?
Als wir begonnen haben uns mit der Vermarktung der Wohnungen zu befassen, ist uns aufgefallen, dass der übliche Vertriebsweg über Immobilienbörsen unsere Konzeptidee nicht ausreichend transportiert. Auf bring-together sind wir dann im Internet gestoßen. Die Plattform und der PRO Tarif schien wie gemacht für uns und wir haben schon ganz wundervolle Mietinteressenten darüber kennenlernen dürfen.
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Erstellt von Karin Demming | Linkedin folgen