12 Fakten über Wohnprojekte
Suchst du einen Weg, um deine aktuelle Wohnsituation zu ändern? Möchtest du als Single nicht mehr allein leben? Brauchst du als junge Familie andere Familien oder Wahl-Großeltern in deiner Nähe? Willst du als Paar mehr Gemeinschaft in und außerhalb deiner vier Wände? Wenn du Freude am Zusammenleben hast, dann sind Wohnprojekte vielleicht das Richtige für dich. Es gibt eine Vielzahl an bunten und individuellen Wohnprojekten.
Je nach deinen Vorlieben für Privatsphäre, Lebensstil und gegenseitige Hilfe kannst du passende Wohnprojekte für dich finden. Das Wohnprojekt ist die große Schwester der Wohngemeinschaft. In einem Wohnprojekt lebst du mit mehreren Menschen zusammen, die ein gemeinsames Ziel verfolgen. Dabei handelt es sich meistens, um eine bestimmte Lebensweise.
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»Jedes Wohnprojekt hat seinen eigenen Charakter.«
Kein Wohnprojekt gleicht dem anderen. Denn Wohnprojekte werden durch die Menschen, die das Wohnprojekt gestalten und darin leben, definiert. Dadurch findest du viele unterschiedliche Ausrichtungen. Die folgenden 12 Fakten helfen dir herauszufinden, ob ein Leben in einem Wohnprojekt etwas für dich ist und was dich erwartet.
- 1. Fakt: Zeitpunkt finden
- 2. Fakt: Gemeinsamen Zielen folgen
- 3. Fakt: Die Gruppe entscheidet
- 4. Fakt: Gruppenselbsthilfe
- 5. Fakt: Privatsphäre und Größe
- 6. Fakt: Bauweise
- 7. Fakt: Rechtsform
- 8. Fakt: In Gemeinschaft altern
- 9. Fakt: Bezahlbarer Wohnraum
- 10. Fakt: Bedürfnisgerechte Lebensstile
- 11. Fakt: Zeit in Gemeinschaft
- 12. Fakt: Suche
- Fazit
1. Fakt: Zeitpunkt finden
Frage dich, wieviel Zeit du für das Thema gemeinschaftliches Wohnen aufwenden möchtest. Willst du von Anfang an dabei sein und alles mitentscheiden oder einfach ein einem Wohnprojekt leben? Je nachdem zu welchem Zeitpunkt du dich einem Wohnprojekt anschließt, hast du mehr oder weniger Einfluss auf die Ausrichtung. In welcher Etappe soll sich das Wohnprojekt befinden? Du kannst in sechs verschieden Etappen einsteigen. Dadurch entscheidet sich für dich, wie viel Zeit du mit dem Thema verbringst. Du möchtest dein eigenes Wohnprojekt gründen oder von Anfang an mitbestimmen, wie das Gemeinschaftsprojekt realisiert wird? Dann startest du am besten in der Ideenphase mit der Gruppenfindung, Konzeption und Gründung. Brauchst du etwas mehr Struktur, möchtest aber noch mitentscheiden, dann sind Wohnprojekte in der Planung und im Aufbau interessant für dich. Willst du zur Entwicklung keinen Anteil beitragen, dann sind Wohnprojekte in Fertigstellung oder bereits bezugsfertige ideal für dich.
2. Fakt: Gemeinsamen Zielen folgen
In einem Wohnprojekt leben Menschen zusammen, die ein gemeinsames Ziel verfolgen. Dieses ist von Wohnprojekt zu Wohnprojekt so unterschiedlich, wie die Initatorinnen und Bewohnerinnen selbst. Meistens vereint diese jedoch eine bestimmte Lebensweise. Der Klassiker ist das Mehrgenerationenhaus. Durch die gemeinsame Vision wird die Gemeinschaft über die Gruppenbildungsprozesse hinaus gestärkt. Zusammen entwickelst, bewohnst und verwaltest du mit den anderen Menschen deiner Wohngruppe euer Wohnprojekt. Durch Vertrauen, klare Ziele und abgestimmte Regeln kann das gemeinsame Wirken den Gruppenzusammenhalt fördern und das Projekt gelingen lassen. Auch deine individuelle Motivation und persönlichen Bedürfnisse, wie zum Beispiel Selbstverwirklichung, spielen eine entscheidende Rolle.
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3. Fakt: Die Gruppe entscheidet
Wohnprojekte entscheiden in der Ideen- und Planungsphase, welche Art der Selbstverwaltung, Autarkie und Arbeitsweisen sie etablieren wollen. Wichtig ist, dass zusammen Entscheidungen getroffen werden können. Es gibt eine Vielzahl von Entscheidungsformen. Die beliebtesten sind: Soziokratie, Konsent, Konsens, Konsens minus eins, Basisdemokratie und 2/3 Mehrheit. Informiere dich vorher, welche Entscheidungsform zu dir passt und welche das Wohnprojekt in der Wohnphase realisiert.
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4. Fakt: Gruppenselbsthilfe
In einem Wohnprojekt steht die organisierte Gruppenselbsthilfe im Mittelpunkt. Als Ersatz für Eigenkapital kann Arbeitsleistung mit eingebracht werden, denn jedes Mitglied hat bestimmte Kompetenzen und Fachwissen. Dadurch müssen nicht so viele Leistungen extern eingekauft werden und die Organisation bleibt wirklich in der Hand der Gruppe. Den Grad der Autarkie und damit der wirtschaftlichen Unabhängigkeit bestimmt die Gruppe selbst. Was könntest du in einem Wohnprojekt mit einbringen?
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5. Fakt: Privatsphäre und Größe
Je nach Gruppengröße und Konstellation wie Singles, Paare, Familien, die in einem Wohnprojekt leben, kann die räumliche Größe variieren. Dabei spielt auch die Gemeinschaftsform, Wohnform und benötigte Infrastruktur eine entscheidende Rolle. Die kleinste Einheit ist die Gemeinschaft in einer Wohnung und damit eine Wohngemeinschaft. Gefolgt wird diese von der Hausgemeinschaft, bei der verschiedene Parteien in einzelnen abgeschlossenen Wohnungen leben. Die Grenzen, ob diese dann jeweils private Küche haben oder alle zusammen eine Gemeinschaftsküche, wie beim Clusterwohnen, sind fließend. Das größte Wohnprojekt ist die Siedlungsgemeinschaft. Dies können kleine Gemeinden sein, wie Ökodörfer, Kommunen, Genossenschaften, Kibbuze oder Quartiere. Du entscheidest selbst, was für dich passend ist. Je nach deinen Vorstellungen von Nähe und Distanz, beruflicher Verwirklichung, notwendiger medizinischer Versorgung, Kinderbetreuung oder kulturellen Angeboten in der Nähe findest du unterschiedliche Ausrichtungen und Gegebenheiten. Wenn du ein minimalistisches Leben führen möchtest, dann ist eine Tiny House Siedlungen eine geeignete Wohnform.
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6. Fakt: Bauweise
Für einige Wohnprojekte werden Neubauten angefertigt. Meistens wird aber versucht, gerade aus dem Nachhaltigkeitsdenken heraus, bestehendes umzunutzen. Kasernen, Fabrikgebäude und Altbauten eignen sich besonders gut für Wohnprojekte. Durch ein gemeinsames Kapital können solche riesigen Gebäude saniert, umgebaut und renoviert werden. Dabei können auch Lösungen für Menschen mit Beeinträchtigungen berücksichtigt werden – von Anfang an barrierefrei geplant. Wollen Wohnprojekte dem ökologischen Anspruch genügen, müssen sie mit höheren Kosten rechnen. Teilweise gibt es Fördermittel oder Zuschüsse vom Staat und Bundesland. Oder es muss dann doch der Neubau her. Je nach deinem persönlichen Anspruch findest du entsprechende Ideen oder bereits fertig realisierte Wohnprojekte.
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7. Fakt: Rechtsform
Größere Wohnprojekte wie Siedlungs- und Hausgemeinschaften bevorzugen die Rechtsform der Genossenschaft. »Diese Rechtsform ist schließlich extra dafür erfunden worden, dass Menschen sich zusammentun, um etwas zu verändern.« Quelle Die Vorteile sind:
– Demokratische Rechtsform: jedes Mitglied hat eine Stimme
– Selbstverantwortung: alle Mitglieder sind verantwortlich
– Identitätsprinzip: Mitglieder sind Eigentümer und Kunden zugleich
– Flexibilität: ab 3 Mitglieder möglich
– Mitgliederorientierung: Vorstand und Aufsichtsrat sind Mitglieder
– Mitglied im genossenschaftlichen Prüfungsverband: Schutz vor finanziellem Schaden
Es gibt aber auch andere Rechtsformen wie: Verein, GmbH und GbR. Im Grunde kann jede Rechtsform für ein Wohnprojekt gewählt werden. Am Ende entscheidet die Gruppe. Du kannst für dich prüfen, was deine Vorlieben sind. Möchtest du selbst mit deinem Eigenkapital einen finanziellen Beitrag leisten und damit Mitbestimmung erlangen oder nur ein klassisches Mietverhältnis führen.
8. Fakt: In Gemeinschaft altern
Wohnprojekte sind eine gute Antwort auf das Altern der Gesellschaft. Egal, ob du selbst schon im Ruhestand bist, oder kleine Kinder hast, die in einem erweiterten familiären Wohnumfeld aufwachsen sollen. In Wohnprojekten findest du viele Anreize für ein erfolgreiches Altern.
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9. Fakt: Bezahlbarer Wohnraum
Wohnprojekte sind teilweise auch eine Antwort auf die Knappheit des bezahlbaren Wohnraums. Dabei ist es egal, ob du in einem privaten oder genossenschaftlichen Wohnprojekt lebst. Die Rechtsform ist dabei nicht entscheidend, sondern die Haltung. Größtenteils bevorzugen die Initatorinnen von Wohnprojekten nicht-kommerzielle Beteiligungsformen. Auch die Spekulation mit Wohneigentum als Kapitalanlage wird meistens abgelehnt. Du entscheidest, was für dich und deine Zukunft wichtig ist.
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10. Fakt: Bedürfnisgerechte Lebensstile
Wohnprojekte liefern als Ganzes betrachtet einen Beitrag zur Ausbreitung bedürfnisgerechter Lebensstile. Damit ist gemeint, dass jeder Mensch so leben kann, wie er möchte. Ebenfalls spielt die Nachhaltigkeit eine zunehmende Rolle. Durch das gemeinsame Nutzen und Teilen von Ressourcen, kann die Umwelt geschont werden. Auch die sozialen Kontakte sind nicht zu unterschätzen. Mögliche Treffpunkte werden in Wohnprojekten egal welchen Alters für alle Bewohnerinnen etabliert und niemand wird ausgeschlossen. Wohnprojekte sind inklusiv und pflegen den sozialen Austausch zueinander. Durch einen regelmäßigen Austausch auf Augenhöhe kannst du mit vielen Menschen in engem Kontakt bleiben und auf natürliche Weise dein soziales Netzwerk ausbauen.
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11. Fakt: Zeit in Gemeinschaft
Die Gemeinschaftsform entscheidet über die Zeit, die du in Gemeinschaft verbringen möchtest. Möchtest du lieber selbst entscheiden, wann du mit anderden Menschen den Austausch suchst oder sind dir spontane Begegungen recht? Dabei stellst du dir die Frage: »Bin ich überhaupt für Gemeinschaften geeignet?« Der Mensch ist von Natur aus gemeinschaftsfähig und damit sind alle Menschen für Gemeinschaft geeinget. Je nach deiner individuellen Prägung hast du sicher einige persönliche Erfahrungen in Bezug auf Gemeinschaft gesammelt. Das können Familienstrukturen, Freundeskreise, Arbeits- und Bildungsstätten, Vereinstätigkeiten oder auch digitale soziale Netzwerke sein. Je nach Grad der introvertierten und extrovertierten Bedürfnisse, gekoppelt an das direkte Wohnumfeld ergeben sich die drei Gemeinschaftsformen mit fließenen Übergängen: Gemeinschaftlich Leben, Nachbarschaftlich Wohnen, Lebensgemeinschaft
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12. Fakt: Suche
Die Suche nach Wohnprojekten und Gleichgesinnten ist oft sehr zeitaufwendig. Von Anzeigen in Zeitschriften über analoge oder digitale Pinnwänden und Datenbanken bis hin zu Matching-Plattformen ist alles vertreten. Entscheide selbst, welcher Weg für dich am besten passt. Der Zeitaufwand ist je nach Art der Veröffentlichung und des Vorgehens sehr unterschiedlich. Im Durchschnitt verbringen Wohnprojekte 7 bis 8 Jahre von der ersten Idee bis zum Einzug. In dieser Zeit werden in allen Phasen neue Menschen aufgenommen oder bestehende verlassen das Wohnprojekt. Eine begleitende Gruppenbildung hilft Umwege zu vermeiden. Auch ein effektives passgenaues Zusammenbringen durch Matching verkürzt die aufwendigen Gruppenprozesse, egal in welcher Phase. Du möchtest erleben, wie es sich das Leben in einem Wohnprojekt anfühlt? Ein Probewohnen hilft dir beim Erlangen eines Einblicks in den Ablauf, die Wohnformen und die Lebensweise.
Mehr lesen: Erfahrungen mit bring-together | Wohnprojektsuche | Mitstreitersuche | Probewohnen im Wohnprojekt
Fazit
Zusammengefasst bedeutet ein Leben im Wohnprojekt, dass du in einer Gemeinschaft lebst, die Ihr Umfeld bewusst auf den soziale Austausch, gegenseitige Hilfe und Selbstverwaltung gestaltet. Du lebst je nach deinen Bedürfnissen auf Privatsphäre in einer Wohngemeinschaft, Hausgemeinschaft oder Siedlungsgemeinschaft. Dabei hast du die Gelegenheit dich selbst weiterzuentwickeln und von anderen Menschen zu lernen. Du findest Wohnprojekte in Deutschland und in vielen anderen Regionen auf der Welt. Mit bring-together kannst du Wohnprojekte finden und direkt anschreiben. Wie würde dein Wohnprojekt aussehen? Welche Gemeinschaftsform, Wohnform und Rechtsform würdest du bevorzugen? Oder möchtest du einfach erstmal schauen, was es überhaupt gibt?
Erstellt von Mary-Anne Kockel | Linkedin folgen
Das Wohnprojekt ist die große Schwester der Wohngemeinschaft. In einem Wohnprojekt leben mehrere Menschen zusammen. Eine genaue Erklärung, was ein Wohnprojekt ist, findest du in unserem Glossar Gemeinschaftlich Wohnen von A bis Z.