Wohnraum im Sozialraum – Workshop der Diakonie
Im Workshop wurde intensiv an der Entwicklung von Ideen gearbeitet, wie Gemeinden in Zusammenarbeit mit der Diakonie gezielt ein Mit(einander)wohnen fördern können. Im Fokus steht dabei das Teilen von vorhandenem und ungenutztem Wohnraum – eine innovative Verbindung von „Wohn-Raum“ und „Sozial-Raum“. Die Veranstaltung richtet sich an Haupt- und Ehrenämter aus Kirche, Diakonie und weiteren Organisationen, die einen Bezug zu diesem Thema haben.
Im Rahmen der Tagung wurde unter anderem das Konzept des Intermediärs vorgestellt und gemeinsam diskutiert. Ziel war es, die Idee des Intermediärs mit den Teilnehmenden auf ihre Praxistauglichkeit zu prüfen und zu konkretisieren. Dabei wurden konkrete Vorschläge erarbeitet, wie dieses Konzept in der Praxis umgesetzt werden könnte.
Die Ergebnisse des Workshops sollten als Grundlage für die mögliche Umsetzung eines oder mehrerer Modellprojekte dienen. Ziel dieser Projekte ist es, Lösungsansätze zu entwickeln, die langfristig bundesweit angewendet werden können.
Ausgangslage
In vielen Wohnungen stehen dauerhaft Zimmer leer, beispielsweise nach dem Auszug der Kinder, was als ungenutzter oder redundanter Wohnraum bezeichnet wird. Solcher „ redundanter Wohnraum “ bietet großes Potenzial: Er könnte jährlich bis zu 100.000 Neubauten ersetzen, wenn er besser genutzt würde. Doch oft bleiben Räume ungenutzt – aus Ängsten, Sorgen oder Vorbehalten.
Was wäre, wenn dieser Wohnraum sichtbar wäre und für ein Mit(einander)wohnen geöffnet würde? Menschen mit freiem Wohnraum könnten mit Wohnungssuchenden zusammengebracht werden. Kirchgemeinden könnten dabei eine Schlüsselrolle übernehmen. So ließe man sich nicht nur Wohnraummangel und Klimaproblemen begegnen, sondern auch Einsamkeit im Alter reduzieren, Nachbarschaften stärken und die Stellung der Gemeinden als Akteure im Quartier erneuern.
Kurze Zusammenfassung der Workshop Tagung
Die Veranstaltung begann mit einer Begrüßung und Einführung durch Dr. Daniel Burchardt, Leitung Zentrum Recht und Wirtschaft der Diakonie Deutschland. Er plädierte in seinem Vortrag für einen Paradigmenwechsel hin zu suffizienten Lebensweisen und gemeinschaftlichen Wohnmodellen, die ökologische und soziale Ziele vereinen. Besonders hob er das Potenzial gemeinschaftlicher Wohnformen hervor, die nicht nur bezahlbaren Wohnraum schaffen, sondern auch der Vereinsamung entgegenwirken und den sozialen Zusammenhalt stärken können. Dabei sieht Dr. Burchardt die Kirche als Vermittler und Förderer nachhaltiger Wohnmodelle.
Anschließend gab es eine Reihe spannender Eröffnungsvorträge, die die unterschiedlichen Perspektiven und Ansätze zum Thema Wohnen beleuchteten. Zum Beispiel zeigte Dr. Daniel Furhop , ein Experte für Wohnwendeökonomie, in seinem Vortrag die Potenziale des Einsatzes von redundantem Wohnraum auf.
Dr. Steffen Merle, Oberkirchenrat der EKD, ging darauf ein, wie Gemeinden ihre Rolle als Akteure in den Quartieren stärken können.
Dennis Beyer, ehemals Vorstand des Evangelischen Immobilienverbands Deutschland eV, betonte in seinem Vortrag die Bedeutung kirchlicher Gemeinden als Intermediäre, die durch gezielte Kommunikation und Kooperation ungenutzten Wohnraum mobilisieren und neue Chancenfelder für gemeinschaftliches Wohnen schaffen können, um soziale, wirtschaftliche und spirituelle Verantwortung für eine gerechte und nachhaltige Wohnraumnutzung zu übernehmen.
Johanna Kliegel von der Wohnraumagentur Göttingen wurde online zugeschaltet. Sie berichtete über kommunales Engagement zur Nutzung unsichtbaren Wohnraums.
Abschließend präsentierte Dr. Daniel Burchardt von der Diakonie Deutschland das Konzept des Intermediärs. Dabei werden Kirchengemeinden als zentrale Akteure eingebunden, um ungenutzten Wohnraum durch sozialraumorientierte Vermittlung zu mobilisieren, Vertrauen aufzubauen, Beratungs- und Unterstützungsleistungen anzubieten und so Wohnraumverdichtung, sozialen Ausgleich und Nachfolge zu leisten.
Nach einer kurzen Kaffeepause starteten die ersten Workshops. Die Teilnehmenden hatten die Möglichkeit, zwischen zwei Themen zu wählen: Im ersten Workshop wurde die Idee des Intermediärs weiter konkretisiert, während der zweite Workshop andere Konzepte im Quartier beleuchtete, die das Miteinander-Wohnen fördern könnten.
Nach der Mittagspause wurden die in der ersten Runde entworfenen Konzepte vertieft und weiterentwickelt. Die Teilnehmer konnten zwischen verschiedenen Themen wählen: Grundlagen, allgemeine Rahmenbedingungen, Fragen zur Finanzierung und Erfolgsfaktoren oder Herausforderungen und mögliche Stolpersteine.
Am Ende kamen alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Abschlussplenum zusammen. Hier wurden die Ergebnisse aus den Workshops präsentiert und zusammengestellt. Es wurde deutlich, dass ein verlässlicher Ansprechpartner, der Wohnungsgebende im Quartier aktiv einbindet und unterstützt, entscheidend sein könnte und dazu potenziell, die Potenziale von gemeinschaftlichem Wohnen und der Nutzbarmachung unsichtbaren Wohnraums auszuschöpfen. Damit ließen sie sich nicht nur Wohnungsnot, Klimakrise und soziale Isolation gezielt angehen, sondern auch einen kulturellen Wandel hin zu mehr Solidarität und nachhaltiger Lebensweise nachhaltig fördern und verstetigen.
Die Veranstaltung fand ihren Abschluss in einer gemeinsamen Runde, die den Teilnehmerinnen und Teilnehmern das Gefühl vermittelte, wertvolle Impulse und konkrete Ansätze für zukünftige Projekte im Bereich Wohnen im Sozialen Raum entwickelt zu haben.
Download: Tagungsbericht der Workshop-Tagung "Wohnraum im Sozialraum"
Erstellt von Karin Demming | Linkedin folgen