»Letzter Wohnort« in Gemeinschaft
Interview mit Felicitas
Kannst Du Dich kurz vorstellen?
Ich bin 75 bewegte und interessante Jahre alt. Aktuell wohnhaft in Enzklösterle in Baden-Württemberg, in Anlehnung an ein Haus für »gemeinschaftliches Wohnen«, suche ich eine neue Möglichkeit in und nicht neben solch einem Haus zu wohnen. Im hiesigen wird wider Erwarten keine für mich bezahlbare Wohnung frei. Habe nur eine kleine Rente – aus unschönen Ehe- und Scheidungsgründen.
Was ist Deine Motivation in Gemeinschaft zu leben?
Meine Motivation in Gemeinschaft zu leben gibt es bewußt seit meinem 40. Lebensjahr. Ehemals war ich Schulkind in einem Waldorfinternat mit toller Erzieherin – und wurde im 2. Beruf dann auch Erzieherin in einem anderen Waldorfinternat. Neben uns war ein Altenheim. Dort sah und erlebte ich, was es heißt im Alter einsam zu sein – und entwickelte die Idee des gemeinschaftlichen Wohnens, mit allen dazugehörigen sozialen, praktischen und gesellschaftlichen Notwendigkeiten.
Was für eine Gemeinschaft suchst Du genau?
Jede Gemeinschaft ist anders. Die Altersstruktur möchte ich mir nicht aussuchen. Es wären sonst vorwiegend ältere Menschen. Irgendwann erkennt jeder, dass er nicht zum Alleinsein geschafften ist. Deswegen suche ich eigentlich eine bestehende und gefestigte Gemeinschaft, die ich gern ergänzen möchte. Dabei ist mir vor allem ein Leben in und mit der Natur wichtig und ähnlich gesonnenen Menschen mit Idealen – aber mit beiden Beinen auf dem Boden!
Was ist Dir wichtig in einem Gemeinschaftsleben?
Wichtig im Gemeinschaftsleben sind für mich Toleranz, Empathie, Humor. Dabei bedeutet Toleranz für mich Nachsichtigkeit, Geduld und Verständnis. Unter Empathie verstehe ich Einfühlungsvermögen für die Menschen im Umfeld. Und nicht zuletzt Humor, wobei ich hier keine »platten Witze« meine, sondern Heiterkeit und Gelassenheit – auch mal gerne grundlos lachen zu können. Oder Humor im Sinne meiner Geisteshaltung: ein humorvoller Umgang miteinander – worüber sich viele freuen.
Was wünscht Du Dir von Deinen Mitbewohner*innen?
Die sozialen und praktischen Notwendigkeiten ergeben sich aus dem Zusammenleben. Wie sie angegangen und gestaltet werden, bespricht man bei den erforderlichen regelmäßigen Gemeinschaftstreffen. Wem das alles fremd ist, der sollte einen Kurs für gemeinschaftliches Wohnen belegen. Dies ist meiner Meinung nach, ohnehin empfehlenswert.
Was möchtest Du anderen mit auf den Weg geben?
Was ich anderen mit auf den Weg geben möchte? Eben die Fähigkeit zu Toleranz, Empathie, Humor – und möglichst viele eigene Interessen zu pflegen.