Wohnen im eigenen Dorf in Nordthüringen

21. Oktober 2015 Lesezeit: Orte
Beichlingen. Der Verein »Am Windberg« kauft im Februar 2015 das ehemalige Kinder- und Jugenddorf und richtet ein Quartier für mehrere Generationen ein.
»Am Windberg« Wohnen im eigenen Dorf in Nordthüringen.
Neue Bewohner des ehemaligen Kinder- und Jugenddorf »Am Windberg«.

Am 31. Oktober 2013 wurde das Kinder- und Jugenddorf »Am Windberg« in Beichlingen geschlossen. Nach der Schließung kam der Wunsch auf, für dieses Gelände ein Nutzungskonzept zu entwerfen, das Wohnen und Natur vereint. Im Februar 2015 kaufte der hierfür gegründete Verein als Treuhänder der gleichnamigen Stiftung das gesamte Objekt mit der kompletten Innenausstattung, wie Großküche, Heizung, Möbel, Matratzen und Bettdecken, vom Land Thüringen. Die gesamte Kaufsumme wurde von einer Spenderin als Dank an den Verein übernommen. Auf dem neun Hektar Grundstück befinden sich mehrere gut erhaltene Gebäude, vielen Freiflächen mit alten Baumbeständen sowie ein ehemaliges Waldschwimmbad, ein Café und Restaurant.

Rechtsform und Motivation

Auf der Agenda des Vereins steht das Schaffen von Lebensräumen, um ein zukunftsfähiges, nachhaltiges und gesundes Miteinander von Mensch, Tier und Natur zufördern. Die Mitglieder kommen nicht nur aus Thüringen, sondern aus ganz Deutschland: von Hamburg über Dresden bis nach Freiburg. Die unterschiedlichen Altersgruppen von Neugeborenen bis 63-Jährigen verbindet gegenseitige Wertschätzung und ein respektvoller Umgang mit dem Leben und allen Erscheinungsformen der Natur. Besonderer Wert wird auf eine individuelle und kollektive Potenzialentfaltung gelegt. Darunter verstehen sie, dass sich alle gegenseitig im Entwicklungs- Beziehungs- und Gemeinschaftsbildungsprozess unterstützen. Besonders am Herzen liegt dem Verein das Zusammenspiel der Generationen. Die klassische Familienstruktur wird durch Nichtverwandte aufgebaut. Familien mit Kindern leben mit älteren Menschen auf eine natürliche Art beieinander und pflegen wohltuende Alltags-Rituale. Der emotionale und offene Austausch kann als hoher ideeller Wert beschrieben werden, der jenseits von dogmatischen, religiösen oder spirituellen Vorschriften liegt.

Wohnprojekt eigenes Dorf »Am Windberg«
Siedlungsgemeinschaft »Am Windberg«

Wohnobjekt und Realisierung

Der Verein plant Wohnräume für 50 – 100 Menschen und sieht unter anderem einen Seminarbetrieb, einen Kindergarten, eine Freie Aktive Schule, freie Ateliers, einen Musikbungalow, Kleinbetriebe, eine ökologische Landwirtschaft mit Permakultur vor. Dabei verstehen sie sich als generationsübergreifendes Projekt, das sich mit anderen Gemeinschaften und den Menschen in der Umgebung vernetzt. »Am Windberg« soll ein Lebenslernort sein, eingebettet in eine Wohn- und Arbeitsgemeinschaft mit dem Wunsch und der Vision dieses neue Miteinander in die Welt zu tragen.

Seit März 2015 kümmern sich die ersten Pioniere, Freunde und Bekannte um die Umsetzung. Mit Hilfe von freiwilligen Arbeitseinsätzen (Workcamps) wurde die Instandsetzung realisiert. Dabei steht über allen materiellen Themen die ideelle Ausrichtung des Projekts, neben dem Lebenslernort entsteht hier auch ein Platz des Schenkens. Inzwischen wurde ein erstes Gebäude von acht Mitgliedern, der 16-köpfigen Kerngruppe, bezogen. Seminare und andere Veranstaltungen können bereits angehalten werden. Die Freie Aktive Gemeinschaftsschule zunächst für die Klassenstufe 1 bis 10 befindet sich in der Gründung. Das Schulkonzept orientiert sich im Wesentlichen an der Initiative des Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur für Gemeinschaftsschulen und den neuesten Forschungen und wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Thema Lernen. Um mehr über das Leben in der Gemeinschaft zuerfahren gibt es Info-Nachmittage, Kennenlernwochenenden und Work-Camps.

 

Erstellt von Karin Demming | Linkedin folgen

Dorfgemeinschaft als Wohnprojekt »Am Windberg«

Autoren

Karin Demming
Karin Demming

Die Wahl-Leipzigerin kommt ursprünglich aus dem sozialen Bereich und wechselte später in die Immobilienwirtschaft. Ihr Fokus liegt hauptsächlich auf den Grundbedürfnissen der Menschen und deren Lebensraum. Aus den Erfahrungen ihrer beruflichen Stationen entstand die Idee für bring-together.

Am Windberg e.V.
Am Windberg e.V.

Alle Fotos in diesem Artikel sind von dem Am Windberg e.V. zur Verfügung gestellt worden.

 

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Mary-Anne Kockel
Mary-Anne Kockel

Die Interaction Designerin setzt seit 2009 unter dem Namen »Paka/me« Auftragsarbeiten im Online-Bereich um und rief 2017 den community-basierten Projektraum »H4Space« ins Leben. Für bring-together übernimmt sie die Projektleitung und Produktentwicklung.

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