Klimaziel: 2000-Watt-Gesellschaft

2. März 2018 Lesezeit: Themen
Dass unser Lebensstil mehr Energie und Ressourcen verbraucht, als die Erde auf Dauer verkraften kann, ist seit längerem bekannt. Umweltverschmutzung und Klimaerwärmung sind die direkten Konsequenzen daraus. Trotz massiver Investitionen in erneuerbare Energien und neue Technologien hat sich der CO2-Ausstoß in Deutschland aber in den letzten 10 Jahren weiter erhöht, so dass es unwahrscheinlich ist, das selbstgesteckte Klimaziel für 2020 noch zu erreichen.
2000-Watt-Gesellschaft. Wie ist das selbstgesteckte Klimaziel für 2020 noch zu erreichen?
Foto: ©Karin Demming

Folglich sollten ganzheitlichere Ansätze betrachtet werden, die unseren Lebensstil genauer unter die Lupe nehmen. Das Konzept der 2000-Watt-Gesellschaft, welches bereits in einigen Gemeinden um den Bodensee und in Wohnprojekten in Zürich umgesetzt wird, nimmt sich dieser Herausforderung an.

Die Idee ist, einen für den Planeten nachhaltigen Primärenergiebedarf von 2000 Watt pro Person zu erreichen. Dies entspricht ungefähr dem Betrieb von 2 Staubsaugern – 24 Stunden pro Tag. Aktuell liegt der durchschnittliche Energiebedarf pro Person in Deutschland allerdings bei 5500 Watt, also ca. 6 Staubsaugern pro Person, welche rund um die Uhr am Laufen sind.

Unterteilt wird der Energiebedarf in vier Kategorien: Wohnen, Essen, Mobilität, und Konsum. Allein fürs Wohnen benötigen wir 30% unseres Energiebedarfes, also fürs Heizen, Warmwasser und dem Betrieb diverser Haushaltsgeräte. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Wohnfläche pro Kopf in den letzten 50 Jahren verdoppelt hat. Trotz immer weniger vorhandenem Wohnraum in den Ballungszentren beziehen wir immer größere Wohnungen mit immer mehr technischer Ausstattung. Genau hier versucht das Konzept der 2000-Watt-Gesellschaft anzuknüpfen und behauptet: Durch innovative Haustechnik und das Teilen von Wohnraum und individuellen Konsum lässt sich unser Primärenergiebedarf drastisch senken, ohne Einbußen an Lebensqualität.

Erreicht wird dies durch nachhaltigeres Bauen, eine starke Energieeffizienz, die Umstellung auf erneuerbare Energien, sowie die Umstellung auf neue Lebens- und Unternehmensformen.

Wie so etwas ganz praktisch funktioniert, kann man gut an dem Züricher Pilotprojekt Hunziker Areal beobachten. Hier entstanden im Rahmen einer Genossenschaft 13 Häuser in sehr unterschiedlichen Bauweisen, welche sich von Anfang an als Innovations-Labor für gemeinnützigen Wohnungsbau verstanden. So wurden bewusst verschiedene Fassadenkonstruktionen und Haustechniken eingebaut und wird mit wissenschaftlicher Begleitung laufend ermittelt, welches die ökologisch sinnvollste Variante für zukünftigen Wohnungsbau ist. Bereits die ersten Messungen zeigen, dass der Betrieb des Areals sogar deutlich unter den angestrebten 2000-Watt liegt. Auch wenn die Erstellung eines Hauses weiterhin gewaltige Mengen an Energie verbraucht, so sind diese Gebäude mindestens sehr energieeffizient.

Auch in der Kategorie Mobilität setzen die Zürcher hier neue Maßstäbe: Jeder Bewohner verzichtet explizit auf sein eigenes Automobil. Stattdessen bietet die Genossenschaft ein carsharing- und bikesharing Modell. Jeder Bewohner hat Zugang zu sowohl gemeinschaftlich genutzten Elektroautos und Elektrofahrrädern, sowie Lastenrädern, welche das eigene Auto für innerstädtische Besorgungen ersetzen. Eine sehr gute ÖPNV-Anbindung komplementiert das Mobilitätskonzept.

Noch einen Schritt weiter geht das ebenfalls in Zürich ansässige und nach 2000-Watt-Maßstäben erstellte Wohn- und Gewerbehaus Kalkbreite. Neben einem ebenso exzellenten Energieverbrauch und dem Verzicht aufs Auto, wird hier der Gemeinschaftsgedanke groß geschrieben. Die Wohnungen in der Kalkbreite fallen kleiner aus als der bundesweite Durchschnitt, dafür stehen jedem Bewohner großzügige Gemeinschaftsflächen zur Verfügung, so dass jeder insgesamt mehr Platz und Entfaltungsmöglichkeiten hat. Es gibt gemeinsame Aufenthaltsorte, welche als Wohnzimmer und Gemeinschaftsküche genutzt werden, eine gemütliche Bibliothek und ein Café, welches zum Plaudern mit den Nachbarn oder auch zum Arbeiten einlädt. Zudem stehen Gästezimmer zur Verfügung und es gibt ausreichend freie Räume zur flexiblen (Um)Nutzung (je nach Bedarf Fitness, Yoga, Werkstatt, Kindergarten, etc.). Außerdem werden Waren, welche man nicht alltäglich nutzt, wie z.B. eine Bohrmaschine, ein Raclettegrill, oder auch eine Leiter, oder Tischtennisschläger unter den Bewohnern geteilt, so dass diese nicht mehrfach angeschafft werden müssen und die meiste Zeit des Jahres ungenutzt rumliegen.

Um das Klimaziel einer 2000-Watt-Gesellschaft zu erreichen, bedarf es folglich mehr als einer energieeffizienten Bauweise. Die Häuser der Zukunft müssen einen neuen entspannten Lebensstil fördern, durch den der Verbrauch von Ressourcen ganzheitlich minimiert wird, durch gemeinschaftliches Teilen anstelle individuellem Besitzen. Dies wiederum stimmt gut mit der urbanen Realität von immer mehr Singles und alleinstehenden Senioren überein, welche in der Stadt sehr viel lieber in einer aktiven Gemeinschaft leben wollen, als abgeschottet und alleine.

 

Erstellt von Karin Demming in Zusammenarbeit mit Ökologisch Bauen Markus Boos & Gerd Hansen GbR www.archy-nova.de und www.oekologisch-bauen.info | Linkedin folgen

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