Wo möchte ich leben?

21. März 2019 Lesezeit: Themen
Unser Leben gestalten wir selbst. Durch eine deutlich längere Lebenserwartung sind wir bis ins hohe Alter dafür verantwortlich, wie und wo wir leben wollen. Daher sollten wir uns frühzeitig entscheiden, welche Wege wir einschlagen und vor allem wann, wohin und mit wem.
Wie möchte ich leben? Wo altert es sich am Besten?

Altern in der (Groß-)Stadt

Vorteile

Infrastruktur. Vielfältige Infrastruktur, gute Versorgung (Supermärkte, Ärzte, Dienstleistungen mit längeren Öffnungszeiten)

Mobilität. Wahlmöglichkeiten zwischen öffentlichen Nahverkehr mit regelmäßigen Taktzeiten, Fernverkehrsanbindung, Auto, Fahrrad)

Wohnen. Wohnungsangebot (vorwiegend Mietwohnungen)

Teilhabe. Vielfalt an Bildung, Kultur, Gesundheit (Sport), Gastronomie

Freizeit. Vielfalt und Wahlmöglichkeiten an Freizeitgestaltung und Anregungen dafür, Freiheit für persönliche Entfaltung (Berufe, Ausbildung, Ehrenamt)

Nähe. Räumliche Nähe, fußläufige Erreichbarkeiten und kurze Wege erleichtern den Alltag

Nachhaltigkeit. Carsharing und Fahrradleihsysteme, ein Verzicht auf ein eigenes Auto ist möglich, Versorgung mit regionalen Nahrungsmitteln durch Wochenmärkte und Lieferdienste

 

Nachteile

Soziale Netzwerke. Gefahr von Einsamkeit, Anonymität, Singularisierung in allen Altersgruppen, fehlende familiäre Unterstützung für Zugezogene

Kosten. Eigene finanzielle Mittel als Voraussetzung für Teilhabe am gesellschaftlichen Leben (Kultur, Freizeit, etc.) und hohe Wohnkosten

Stress. Umweltbelastungen (Lärm, Luftverschmutzung, Verkehrschaos,Parkplatzmangel), Überforderung durch Schnelllebigkeit u.a. in der Technik, Hektik

Dynamik. Städtische Entwicklungen (Gentrifizierung, Segregation, Soziale Brennpunkte)

 

Altern am Stadtrand

Vorteile

Nähe zur Stadt. Nutzungsmöglichkeiten der städtischen Infrastruktur, kurze Distanz zur Innenstadt, Bildung, Kultur, Gesundheit, Dienstleistungen

Wohnumfeld. In ehemals eingemeindeten Siedlungen sind alte Dorfstrukturen mit historischer Bausubstanz noch erhalten, in Eigenheimsiedlungen haben Kinder eine gute Spielumgebung

Mobilität. Durch Auto oder ÖPNV, Nahverkehrsanbindung ist wesentlich besser als im ländlichen Raum

Ruhe. Oft reine Wohnsiedlungen mit ruhiger Umgebung (eigener Garten), weniger Umweltbelastungen

Freizeit. Vielfalt und Wahlmöglichkeiten in allen Facetten, die die Stadt zu bieten hat

 

Nachteile

Homogenität. Teilweise homogene Einwohnerstruktur und architektonische Gestaltung der  Einfamilienhaussiedlungen

Kosten. Hohe Wohn- und Mobilitätskosten

Soziale Unterstützung. Fehlende Familienmitglieder, die z.T. in die Innenstadt oder andere Städte gezogen sind

Nahversorgung. Schlechte (fußläufige) Nahversorgung (ähnlich wie im ländlichen Raum) mit schlechter Erreichbarkeit (z.T. nur mit Auto erreichbar)

ÖPNV. Nahverkehr zwar vorhanden, aber Taktzeiten sind länger und längere Fahrzeiten bis in die Innenstadt

Stress. Verkehrsstress durch eigenes Pendeln in oder durch die Stadt

 

Altern auf dem Land

Vorteile

Umweltbedingungen. Ruhe & Entspannung, Landschaft, Nähe zur Natur und Naherholungsgebieten, eigener Garten, Entschleunigung

Soziales Leben. Wenn noch vorhanden familiäre Strukturen und Unterstützungsmöglichkeiten durch gute nachbarschaftliche Netzwerke, Nachbarschaftshilfe, Vereinsleben (Feuerwehr, Heimatvereine), Kirchgemeinden

Kosten. Preiswerter Wohnraum (Kosten der Immobilien wesentlich geringer als in der Stadt)

Wohnvielfalt. Räume zum Experimentieren und Gebäude für Gemeinschaften (z.B. 3-Seitenhöfe)

Nachhaltigkeit. Versorgung mit regionalen Produkten zu geringeren Preisen als in der Stadt, Stärkung regionaler Strukturen

Mobilität. einige Modellprojekte und neue Ansätze zu Carsharing, Regionalbussen (Rufbus und EcoBus) und Mitfahrmöglichkeiten

 

Nachteile

Mobilität. Nahversorgung und Arbeitsstätten nur durch eigene Mobilität erreichbar (vorwiegend/ausschließlich PKW, wenig ÖPNV)

Distanz. Kaum Infrastruktur, weite Wege zu Fachärzten, Schulen, Kultur, Sport, aktuell noch kein bis wenig Breitbandausbau

Überalterung. Homogene Altersstruktur (Durchschnittsalter über 50 Jahre), Wegzug der Kinder (leben in den Großstädten) → Gefahr von Einsamkeit, wenn nachbarschaftliche Netzwerke wegbrechen

Verkehrslärm. Teilweise durch Berufspendler, sowohl die Landbevölkerung selbst als auch Durchgangsverkehr an Bundes- und Landesstraßen können für Lärm sorgen

Politik. Landespolitische Vernachlässigung des ländlichen Raumes, geringer finanzieller Handlungsspielraum für Gestaltungsmöglichkeiten in den Gemeinden, Abhängigkeit vom Engagement der Bürgermeister

Skepsis. Skepsis Einheimischer gegenüber Zugezogener. Besonders neue/alternative Wohnformen/Projekte können erst einmal fremd wirken.

 

Wo altert es sich am Besten?

Die Einschätzung der Vor- und Nachteile einer Wohnlage ist immer abhängig von den subjektiven Vorstellungen und Ansprüchen. Jeder hat ein eigenes Empfinden, welche Faktoren er als belastend oder gar von Vorteil wahrnimmt. Für die Suche einer geeigneten Wohnlage muss man sich über seine Präferenzen bewusst werden und Abwägungen treffen.

Welche Fragen sind dabei entscheidend?

Wie soll mein Wohnumfeld aussehen?
Möchte ich Ruhe oder Trubel?
Möchte ich Natur?
Möchte ich kurze Wege zur Arbeit und Nahversorgung?

Wie lange bin ich täglich unterwegs? Nutze ich Auto oder ÖPNV?
Wie ist der ÖPNV erreichbar?
Wie weit soll eine Stadt/ ein Erholungs-/Freizeitgebiet entfernt sein?

Was kann ich mir leisten?
Was gibt es zu beachten, z.B. gesundheitlich oder Haustiere?

Wo und wie sollen meine Kinder aufwachsen?
Wo leben meine Freunde/Familienmitglieder? Wie oft sehe ich sie?
Wo fühle ich mich landschaftlich wohl, z.B. Gebirge, Meer, Wald?

 

Erstellt von Maria Baumert | Linkedin folgen

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