Alternative Wohnformen im Alter
Wohnen und Leben im Alter
Unser Altern gestalten wir selbst. Wir haben heute eine deutlich höhere Lebenserwartung als noch vor einigen Jahren. Das hängt zum großen Teil von unserer Lebenseinstellung ab. Sich jung fühlende und positiv gegenüber ihrem Älterwerden eingestellte Menschen sind gesünder und haben eine längere Lebenserwartung. Deswegen sollten wir uns frühzeitig entscheiden, wie, wo und mit wem wir altern möchten. Fragen, denen wir uns stellen sollten, sind vor allem: Was sind meine Bedürfnisse? Wo möchte ich leben?
Wahl, Hans-Werner (2017): Was heißt hier alt? Psychologie Heute 05/2017, S.34-41
→ Passend zum Thema: Ruhestand in der Senioren WG oder im Tinyhaus?
Erfolgreiches Altern ist das Ziel jedes Menschen. Dieser individuelle Prozess kann dabei ganz unterschiedlich aussehen und gestaltet werden. Die Lebenszufriedenheit spielt dabei eine entscheidende Rolle. Laut dem Alterspsychologen Hans-Werner Wahl ist eine stimulierende Umwelt entscheidend dafür - sei es durch Engagement für sich selbst oder für andere. Um diese Umgebung zu fördern, sind alternative Wohnformen im Alter eine vielversprechende Option.
Minnemann, Elisabeth (1994): Die Bedeutung soziale Beziehungen für die Lebenszufriedenheit im Alter, Roderer Verlag, S. 13f
Wahl, Hans-Werner (2017): Was heißt hier alt? Psychologie Heute 05/2017, S.34-41
Was hat Einfluss auf unser Altern?
Es gibt sechs verschiedene Einflussfaktoren, die in jeder unserer Lebensphasen und dem damit verbundenen Lebensmodell wirken.
1. Wohnumfeld
2. soziale Kontakte
3. finanzieller Rückhalt
4. gesellschaftliche Prozesse
5. Lebensstil, Lebensbedingungen, Biographie
6. individuelles Wohlbefinden
Wohnmodelle im Alter
Es gibt zahlreiche unterschiedliche alternative Wohnformen im Alter. Sie können in folgende drei Bereiche gegliedert werden:
- Individuelles Wohnen
- Gemeinschaftliches Wohnen
- Institutionelles Wohnen
Entdecke hier die alternativen Wohnformen, die jeder dieser Bereiche für ein erfülltes Leben im Alter bereithält.
1. Individuelles Wohnen
Individuelles Wohnen bedeutet eine selbstständige Lebensweise. Diese findet in einem eigenen Wohnbereich, den „eigenen vier Wänden", statt.
Viele Senioren leben alleine in einer Wohnung oder gar in einem ganzen Einfamilienhaus. Dies ist oft das Ergebnis jahrzehntelanger Wohngewohnheitenund familiärer Veränderungen wie dem Auszug der Kinder. Für manche ist es eine bewusste Entscheidung, um Unabhängigkeit zu bewahren. Vorteile des individuellen Wohnens sind vor allem Freiheiten in der Gestaltung des persönlichen Lebensraums. Zu den Nachteilen gehört an erster Stelle die Kostenfrage. Wird Wohnraum nicht geteilt, müssen alle Kosten selbst getragen werden. Oft fehlt auch der tägliche Austausch mit anderen und Haushaltsaufgaben können im Alter beschwerlicher werden.
Es lohnt sich daher, alternative Wohnformen im Alter in Betracht zu ziehen, die ein komfortables und erfülltes Leben im Alter ermöglichen.
Wohnen im Tiny House
Eine alternative Wohnform im Alter ist das Tiny House. Dies ist eine relativ neue und moderne Wohnform, bei der auf kleinem Raum ein Haus zum eigenen Heim gestaltet werden kann. Tiny Houses findet man auch öfter in Gruppierungen, sogenannten Tiny House Siedlungen. Die Tiny House Siedlungen ermöglichen ein gemeinschaftliches Leben in harmonischer Nachbarschaft, mit Möglichkeit zum Rückzug. Wenn du mehr über das Leben in Tiny-House-Siedlungen erfahren möchtest, schau gerne in unserem Artikel: Tiny Houses Siedlung als Gemeinschaftliche Wohnform.
Die wichtigsten Vorteile des Tiny Houses sind:
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ein kostengünstigeres Leben, aufgrund des kleineren Wohnraums
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Eigenheim trotz kleinerem Budget
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flexibel und individuell wählbarer Lebensort, durch flexible Platzierung der Lage des Tiny Houses
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Möglichkeit gemeinschaftlichen Wohnens in der Tiny House Siedlung
2. Gemeinschaftliches Wohnen
Bei den alternativen Wohnformen im Alter umfasst das Gemeinschaftliche Wohnen alle Wohnformen, in denen Menschen Wohnraum in jeglicher Weise teilen. Wohnen in einer Gemeinschaft kann auf der Ebene Wohnung und auf der Ebene Wohnumfeld stattfinden, die meist ein größeres Areal umfasst.
Gemeinschaftlich Wohnen: Ebene Wohnung
Hier werden Wohnungen miteinander geteilt, wie in einer Wohngemeinschaft. Das kann verschiedene Formen annehmen.
Senioren WG
Eine neuerdings sehr attraktive alternative Wohnform im Alter sind die Senioren WGs und Plus WGs. Ein großer Vorteil der Senioren WG ist das selbstbestimmte Leben in einer Gemeinschaft auch im höheren Alter. Dazu zählt das Teilen von Haushalts- und Alltagsaufgaben, ebenso wie die Gestaltung des gemeinsamen Wohnens nach eigenen Wünschen und Bedürfnissen.
Je nach Alter können Wohnungen mit unterschiedlichen Unterstützungsmöglichkeiten ausgestattet werden. So lassen sich Wohnräume beispielsweise durch Rampen oder Lifte barrierefrei gestalten und an die Anforderungen von Rollstuhlfahrern anpassen. In den Senioren Wgs wird das Zusammenleben meist in Mietwohnungen statt Eigenheimen gestaltet – eine Lösung, die nicht nur finanziell tragbarer, sondern auch voller Flexibilität und Möglichkeiten ist.
Möchtest du mehr erfahren? Schau dir unseren Artikel an zu Altersarmut: Senioren WGs und gemeinsam Wohnen als Alternative und erkundige dich, ob die Wohnform zu dir passt!
Demenz WG
Du suchst alternative Wohnformen im Alter mit dem Schwerpunkt auf Demenz? Dann ist die Demenz WG das richtige für dich. Die Demenz WG ist ein besonderes Konzept des gemeinschaftlichen Wohnens. In diesen privaten, nicht-institutionellen Wohngruppen leben Menschen mit Demenz zusammen in einem familiären Umfeld.
Der große Vorteil einer Demenz WG — die Bewohner leben in einer vertrauten Umgebung, gleichzeitig erhalten sie jedoch auch notwendige Pflege und Unterstützung.
Neben der Demenz WG gehören auch privat organisierte Pflegewohngruppen und Demenzwohngruppen zur Kategorie gemeinschaftlich Wohnen.
Coliving
Wenn du mehr Unabhängigkeit schätzt, dennoch aber gerne im Alter mit anderen Personen gemeinschaftlich zusammenleben möchtest, bietet sich neben einer WG das Konzept Coliving an. Coliving ist eine Wohnform, bei der Menschen in einer Gemeinschaft leben und sich einen Wohnraum teilen. Im Gegensatz zu den Senioren WGs steht bei Coliving das Miteinander über Altersgrenzen hinweg im Vordergrund.
Die Wohnalternative Coliving bietet außerdem:
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häufig kürzere Mietdauer
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höhere Flexibilität
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Rückzugsmöglichkeiten wie auch Sozialen Austausch bei Wunsch
In unserem Artikel Coliving – Zusammenleben in einer Wohngemeinschaft findest du weitere Details über die Wohnform Coliving.
Die verschiedenen Wohnmodelle im Alter interessieren dich? Sieh dich auf unserer Plattform um, um den richtigen Lebensstil für dich zu finden.
Gemeinschaftlich Wohnen: Ebene Wohnumfeld
Alternative Wohnformen im Alter können neben Wohnungen auch in einem größeren räumlichen Rahmen umgesetzt werden, wie dem Wohnumfeld.
Cluster Wohnen
Im Cluster Wohnen entstehen abgeschlossene Wohneinheiten, die wie in einer Wohngemeinschaft um gemeinsame Räume gruppiert sind. Darunter sind Gemeinschaftsräume, wie z.B. Küchen, Wohnzimmer oder sogar Hobbyräume, die von allen Bewohnern genutzt werden können. Im Gegensatz zu Wohngemeinschaften sind einzelne Wohneinheiten in der Regel größer und beinhalten oft auch ein eigenes Bad und eine kleine Küche. Das Wohnen kann daher individueller gestaltet werden.
Eine genaue Vorstellung von Clusterwohnungen findest du in unserem Blogeintrag über Clusterwohnungen - Wohnprojekte.
Cohousing
Anders verhält es sich beim Cohousing. Beim Cohousing handelt es sich um eine größere Form des Zusammenlebens, meist auch von mehreren Generationen in einem Gebäude.
Beim Cohousing stehen folgende Aspekte im Vordergrund:
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die Gestaltung von Gemeinschaft im größeren Sinne
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die Förderung nachbarschaftlicher und gemeinschaftlicher Beziehungen untereinander
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Pflege gemeinsamer Werte und Ziele
Cohousing umfasst typischerweise eine größere Anzahl vollständig eigenständiger Wohneinheiten. Die gemeinschaftlichen und integrativen Wohnbereiche, wie Gemeinschaftsbereiche oder Gärten können hier in der Regel schon während der Planungsphase gemeinsam konzipiert und umgesetzt werden.
Wohnen in der Hausgemeinschaft
Eine Hausgemeinschaft bietet das höchste Maß an individueller Autonomie im Vergleich zu Wohngemeinschaften und Cluster-Wohnen. Jeder hat seine eigene Wohnung, und die Nutzung der gemeinschaftlichen Räume ist weniger alltäglich in das Leben integriert. Durch gemeinschaftlich genutzte Räume und dem Austausch mit den Nachbarn entsteht jedoch eine unterstützende Gemeinschaft, die besonders im Alter Sicherheit, sozialen Kontakt und gegenseitige Hilfe bietet. Die Hausgemeinschaft kann zum Beispiel auch in einem Mehrgenerationenhaus realisiert werden.
Denkt man etwas größer, gibt es auch verschiedene Dorfgemeinschaften, in denen das Zusammenleben im Fokus steht. Wie insbesondere auch Senioren im Mehrgenerationendorf “UNSERDORF” einen Platz finden, kannst du im Artikel Glücklich Wohnen im Alter - UNSERDORF nachlesen.
Wohnen im Ökodorf
Eine weitere alternative Wohnform im Alter ist das Ökodorf. Ein Ökodorf bietet eine einzigartige Möglichkeit, im Alter nicht nur zu wohnen, sondern auch Teil einer lebendigen und nachhaltigen Gemeinschaft zu werden. Hier geht es um weit mehr als nur das Zusammenleben – die Bewohner gestalten gemeinsam ökologische Projekte und teilen Verantwortung. Für ältere Menschen bringt das Ökodorf zahlreiche Vorteile mit sich:
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soziale Verbundenheit
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die Möglichkeit, aktiv am Gemeinschaftsleben teilzunehmen,
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die Sicherheit, im Alltag Unterstützung zu finden
Einen größeren Einblick in diese Wohnform erhältst du in unserem Artikel Ökodorf Sieben Linden – ein ganzheitliches Gemeinschaftsprojekt.
In einer Siedlungsgemeinschaft lebst du in einer kleineren Gemeinschaft als einem Dorf, aber größeren als in einem Haus. Insbesondere Familien und Einzelpersonen profitieren von dieser Lebensweise.
Wohnen gegen Hilfe
In der Wohnform Wohnen gegen Hilfe wird Hilfeleistung und Unterstützung im Alltag direkt mit der Miete verrechnet. Besonders im Alter kann dieses Modell helfen, den Alltag zu erleichtern. Es entsteht eine bereichernde Lebensgemeinschaft, in der beide Bewohner wertvolle Vorteile gewinnen.
Wohnen gegen Hilfe fördert:
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finanzielle Entlastung beider Beteiligten
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sozialen Austausch
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gegenseitige Unterstützung
Für pflegebedürftige Senioren gibt es je nach Grad der Einschränkung vielfältige alternative Wohnformen im Alter – von medizinischer Betreuung über Pflegemöglichkeiten bis hin zur Rundumbetreuung. Diese Angebote sind auf unserer Plattform bring-together verfügbar und bieten maßgeschneiderte Lösungen für jeden Bedarf.
Inklusives Wohnen und integriertes Wohnen ermöglichen immer mehr Menschen, auf das Leben im Pflegeheim oder Altenheim verzichten zu können und stattdessen ihr Leben so weit wie möglich selbstbestimmt zu gestalten. Dadurch kannst du altersgerecht wohnen und gleichzeitig mit anderen zusammen deinen Alltag gestalten.
3. Institutionelles Wohnen
Das Institutionelle Wohnen umfasst alle alternativen Wohnformen im Alter, die unter Aufsicht und institutionell organisiert sind. Ein Teil davon sind stationäre Wohnformen, in denen auch Pflegemöglichkeiten und Rundumbetreuung angeboten werden, um das Wohnen und Leben im Alter zu erleichtern.
Pflegewohngruppen
Neben typischen Alten- und Pflegeheimen gibt es eine interessante Wohnalternative: institutionell organisierte Pflegewohngruppen. Hier erhalten Menschen im Alter Unterstützung durch ausgebildete Pflegefachkräfte. Die Bewohner können sich jederzeit in ihre eigenen Zimmer zurückziehen, oder aber am Gemeinschaftsleben.
Unser Artikel Der Pflegehof - mit Demenz in Gemeinschaft älter werden, zeigt, wie das Konzept in der Realität umgesetzt werden kann.Lies dich rein und erfahre mehr über Pflegewohngruppen!
Welche Wohnform ist für mich geeignet?
Es gibt viele verschiedene alternative Wohnformen im Alter. Um für dich selbst das Passende zu finden, musst du dich der Frage stellen, wie du leben möchtest. Jeder, der nach Gemeinschaftsformen sucht, verfolgt bestimmte Vorstellungen und Ziele. Die können ganz unterschiedlich ausfallen. Deswegen ist es wichtig, sich frühzeitig damit zu beschäftigen.
Mache den Selbsttest, um zu erfahren, welcher Gemeinschaftstyp du bist.
Wie finde ich die passende Wohnform für mich?
Die Werte einer Gemeinschaft, ebenso wie die Wohnform des Zusammenlebens, müssen zunächst gefunden und erarbeitet werden. Dazu kannst du dich selbst fragen: Wie will ich Wohnen im Alter? Du kannst Teil dieses Prozesses sein. Die Möglichkeit des Probewohnens in einem Wohnprojekt oder auch einfach der direkte Kontakt zu anderen Gemeinschaften helfen dir, deine passende Wohnform zu finden.
Melde dich an und schaue, welche Projekte zu deinen Angaben passen.
Wie finde ich Mitstreiter oder Wohnprojekte?
Sowohl im eigenen Freundeskreis als auch über unterschiedliche Plattformen und Netzwerken kannst du Mitstreiter für gemeinsame Wohnprojekte finden. Viele der Gemeinschaftsprojekte haben auch eigene Internetseiten.
Hier findest du eine Liste der wichtigsten Netzwerke und Plattformen, die wir dir zusammengestellt haben.
— bring-together
— FORUM Gemeinschaftliches Wohnen e.V. Bundesvereinigung
— Netzwerk Zukunftsorte
— Wohnprojekte–Portal der Stiftung Trias
Inserate finden für (fast) alle Wohnformen im Überblick.
Sowohl für Wohnen im Alter, als auch für viele andere Wohnformen bieten wir von bring-together natürlich eine Plattform. Wir unterstützen deine Suche nach einem für dich passenden Wohnprojekt, basierend auf deinen individuellen Vorstellungen und Interessen.
Entdecke aktuelle Wohnprojekt–Inserate in unseren Kollektionen, auf der Suche nach Mitstreitenden.
Mehr lesen: Schöne Aussichten fürs Alter | Die Lernorte für morGEN | Zukunftsorte statt Leerstand | Wie wollen wir »Weiterwohnen«? | Zusammenleben in Gemeinschaft | Über Geben und Nehmen | Über mein Leben ohne Geld | »Letzter Wohnort« in Gemeinschaft | Im Wohnprojekt am Meer nachhaltig leben | Probewohnen – die Probezeit für ein Leben in Gemeinschaft
Erstellt von Maria Baumert | Linkedin folgen
Aktualisiert von Louisa Edelmann | Linkedin folgen
Sicherheitsvorkehrungen in Wohnungen oder Häusern, die an die jeweiligen Bedürfnisse älterer Menschen angepasst sind, um ihnen das Leben zu erleichtern. Noch mehr dazu und weitere Begriffe findest du in unserem Glossar Gemeinschaftlich Wohnen von A bis Z.