Alleinerziehend wohnen auf dem Land — ganz ohne Einsamkeit
Interview mit Sonja
Kannst Du Dich kurz vorstellen?
Hallo, wir sind Sonja und Anni, 42 Jahre, und 10 Monate. Wir sind ein Zweifrauenteam. Ich bin Tierärztin und momentan noch in Elternzeit. Anni entdeckt die Welt und liebt es draußen zu sein. Wir wohnen mit unserem Hund, Pelle, in Hamburg, in einem Haus mit Garten, in einer Wohngemeinschaft.
Wie und wo wohnst Du aktuell?
Wir bzw. ich lebe schon lange in der Stadt, aus vielen Gründen, aber ich möchte mittel- bis langfristig unseren Lebensschwerpunkt auf das Land verlegen. Deswegen suche ich ein Wohnprojekt, das mir als Alleinerziehende ein Wohnen auf dem Land ermöglicht.
Wie möchtest Du in Zukunft leben?
Ich wünsche mir die Möglichkeit in der Natur zu leben ohne Einsamkeit, in einer Gemeinschaft von Menschen, mit denen gemeinsame Ideen und Pläne möglich sind. Sodass alle ihren eigenen Bereich haben und ihr eigenes Leben führen, aber auch eine Gemeinschaft darum herum besteht, mit der die Umsetzung von unterschiedlichen Projekten möglich ist.
Mein ganz persönlicher Traum wäre am Meer, mit viel Platz zu leben. Mit zwei Eseln und Laufenten, ausgebauten Bauwägen für Besucher*innen und eventuell zum Beispiel Wanderungen mit den Eseln anzubieten. Obst und Gemüse möchte ich anbauen. Mit anderen interessierten Menschen kulturelle Projekte starten.
Was sind Deine Beweggründe für das Wohnen auf dem Land?
Ich möchte Dinge erschaffen und nicht mehr im konventionellen Mietverhältnis wohnen.
Wie gehst Du bei der Suche vor und nach welchen Kriterien?
Ich habe mir bisher Häuser und mögliche Grundstücke angesehen und musste dann immer wieder feststellen, dass es organisatorisch und finanziell für mich zu schwierig ist, das alleine zu stemmen. Meine Suche ist also noch nicht ganz zielgerichtet bzw. schwankt immer wieder zwischen 'ich versuche wenigstens das, was ich alleine schaffen könnte' und 'ich suche nach einer Gemeinschaft'.
Da meine Freund*innen fast alle sehr an die Stadt gebunden sind, bedeutet das für mich, neue Menschen zu finden. Und das finde ich nicht ganz einfach.
Was ist Dein aktueller Stand, hast Du schon Gemeinschaften angesehen?
Im Mai schauen wir uns den ersten Mehrgenerationenhof an. Zeitgleich überlege ich eine eigene Gruppe an Gleichgesinnten zusammenzubringen und dann als Gruppe zu suchen.
Vorweg war natürlich erst einmal die Frage, wo möchte ich suchen. Welches Bundesland in Deutschland passtzu mir?
Der Traum ist, wie oben erwähnt, in der Nähe vom Meer, an dem ich auch aufgewachsen bin. Mir sind soziale Bezugspunkte wichtig, das heißt ich habe geschaut, wo liegen die und wie groß sollte die maximale Entfernung sein.
In meinem Fall ist das ein Radius zwischen Hamburg und Kiel (Schleswig-Holstein) in der Nähe der Ostsee. Ich würde aber, wenn alles stimmt, auch andere Gegenden nicht komplett ausschließen. Auch Berlin stellt einen sozialen Bezugspunkt dar.
Ich bin auch schon bei meiner Bank gewesen, um meine Kreditmöglichkeiten abschätzen zu können.
Was ist Dir und Deinen Kindern wichtig?
Ich wünsche mir das gemeinschaftliche Wohnen mit ähnlichen Grundideen und Vorstellungen, weil ich glaube, dass als Gruppe viel mehr Möglichkeiten bestehen Dinge auf die Beine zu stellen. Zum Beispiel durch den Austausch untereinander und unterschiedliche Stärken, die sich ergänzen können.
Um alltägliche Eigenheiten und Bedürfnisse ohne Spannungen leben zu können und genügend Rückzug und Ruhe haben zu können, finde ich das mehr oder weniger separate Wohnen dabei sinnvoll.
Weitere Fragen, die mich beschäftigen sind, wie weit von der nächsten Stadt mit Kindergarten, Schule und Freizeitangeboten darf es entfernt sein? Möchte ich, dass meine Tochter sich autark bewegen kann oder darf es auch so ländlich sein, dass sie immer auf Fahrmöglichkeiten angewiesen ist? Gibt es andere Kinder in der Nähe?
Was sind Deine Anforderungen als Alleinerziehende an eine Gemeinschaft?
Da ich ein Kind habe, ist eine Gemeinschaft, die Lust auf Kinder hat, natürlich ein Hauptkriterium. Am schönsten wäre es, wenn noch andere Kinder dabei sind. Eine gegenseitige Unterstützung mit den Kindern und ein Austausch zu Elternthemen ist ein Kann, aber kein Muss.
Was kannst Du der Gemeinschaft zurückgeben bzw. was wäre Dein Anteil?
Ich bin gerne kreativ, baue und arbeite im Garten. Im Organisieren bin ich gut und stecke viel Energie in die Dinge, die mir wichtig sind.
Was wünschst Du Dir von einer Gemeinschaft?
Ich wünsche mir einen schönen Ort schaffen zu können, an dem auch andere Menschen willkommen sind und sich wohlfühlen. An dem kreativ, kulturell, fair und freundschaftlich, umweltbewusst, ökologisch und bis in einem gewissen Maße autark gelebt werden kann.
Ich freue mich, wenn meine Tochter mit anderen Menschen und Tieren aufwächst.
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Erstellt von Mary-Anne Kockel | Linkedin folgen