Glücklich Wohnen im Alter – UNSERDORF
Interview mit Peter Trunzer von UNSERDORF
Kannst Du Dich kurz vorstellen?
Mein Name ist Peter Trunzer, ich bin 57 Jahre alt, gelernter Raumausstatter und habe an der Akademie der Bildenden Künste München Innenarchitektur studiert. Ich lebe und arbeite seit fast 30 Jahren mit meiner Partnerin Valerie Busse zusammen. Wir haben ein gemeinsames Planungsbüro für Innenraum und Markenentwicklung in Starnberg bei München, Bayern.
Wie bist Du zu diesem Gemeinschaftsprojekt gekommen?
Die Begleitung und Pflege meiner Schwiegermutter und danach meines Onkels, angefangen von ersten Hilfestellungen bei Schriftverkehr bis hin zur 24-Stunden-Pflege und Pflegeheim, haben in mir die Frage aufkommen lassen, wie ich für mich selbst das Leben im Älterwerden sehe. Die Möglichkeit und Chance zu haben, das frühzeitig für sich selbst zu regeln und zu bestimmen und sich eben schon jetzt, mit Ende 50, darüber Gedanken zu machen, halte ich für sehr wichtig.
Aus diesem Grund habe ich das Wohnprojekt UNSERDORF entwickelt. Als Innenarchitekt war es naheliegend, mit dem Entwurf einer geeigneten Wohnform zu beginnen, in der die Bewohner möglichst lange selbst bestimmt und selbst organisiert leben können und sich gegenseitig unterstützen und helfen.
Das geht, meiner Meinung nach, nur in einer kleinen Gemeinschaft und einer guten Nachbarschaft.
Was sind die 5 essentiellen Merkmale, die UNSERDORF ausmachen? Was sind Eure Handlungsziele?
1. Stilvolle, barrierefreie Wohnungen mit kollektiv genutzten Flächen in kleinen Wohnanlagen für Paare oder Alleinstehende der Generation 50+.
2. Eine Gemeinschaft, die sich gegenseitig im Alltag unterstützt und bereichert.
3. Eine Service GmbH, die bei Bedarf Dienst- und Pflegeleistungen organisiert.
4. Verschiedene Finanzierungsmodelle für die Bewohner, angefangen von der Miete bis hin zur Beteiligung an der Gesellschaft.
5. Sharing-Gedanke: Teilen von Gemeinschaftsflächen und –dingen.
UNSERDORF legt einen besonderen Fokus insbesondere auch auf das Leben im Alter. Wie dürfen wir uns das vorstellen?
UNSERDORF ist auf verschiedene Lebenssituationen im Alter eingestellt: Man kann dort als rüstiger Best Ager wohnen, der noch fit und eigenständig sein Leben führt. Aber auch Menschen, die nicht mehr alleine klar kommen und Hilfe im Alltag benötigen, finden ihren Platz und erhalten Unterstützung aus der Nachbarschaft. Schließlich können sogar Senioren dort wohnen, die Pflege benötigen. Hierfür sorgt eine Service GmbH, die die Organisation dieser Leistungen übernimmt. Ziel von UNSERDORF ist es, den Bewohnern eine lebenslange Wohnlösung zu bieten und in einer lebendigen Gemeinschaft alt zu werden, ohne in ein Pflegeheim umziehen zu müssen.
Sprechen wir über Geld. Basiert Euer Projekt als Gemeinschaftseigentum oder können Mitmacherinnen auch zur Miete wohnen?
Aktuell wird ein Miet-Modell favorisiert, weil sich dadurch das Leben im Alter erheblich vereinfacht. Im besten Fall mietet die Gemeinschaft als Gesamtes die Anlage und vergibt die Wohnungen nach ihren Wünschen. Bau und Vermietung der Anlage übernimmt eine Gesellschaft.
Aber auch eine Beteiligung für die Mieter, und auch anderer Investoren, ist möglich; mittels einer Einlage, die verzinst wird oder mietmindernd wirkt oder einer Gesellschaftsbeteiligung, also Eigentum an der Wohnanlage.
Was muss ich mitbringen, wenn ich bei Euch mitmachen möchte? Bzw. wer kann mitmachen und was sind die Spielregeln?
UNSERDORF ist für Alleinstehende oder Paare gedacht, die in einer lebendigen Gemeinschaft von Gleichgesinnten alt werden wollen – also kein Mehrgenerationenhaus. In diesem Rahmen kann jeder mitmachen, der hinter diesen Werten steht: Hilfsbereitschaft, Verantwortungsbereitschaft, Vertrauen, Respekt, Toleranz, Ehrlichkeit und Achtsamkeit.
Was waren die größten Herausforderungen bisher?
Grundstücke finden, die in Größe, Lage, Attraktivität und Finanzierbarkeit geeignet sind. Die Finanzierung des Projekts, insbesondere die Eigenkapitalquote zu generieren.
Was ist Deine, bzw. Eure Vision für das Projekt?
Ein Wohnmodell für die nachberufliche Lebensphase zu schaffen, das von sich reden macht, weil es über das Bedürfnis der Grundversorgung hinaus seinen Bewohnern einen bunten und bereichernden Lebensabend ermöglicht. Und in eines natürlich selbst einzuziehen.
Was möchtest Du anderen auf den Weg mitgeben?
Sich rechtzeitig, solange man noch fit ist, um eine Alterswohnlösung zu kümmern.
Wie bist Du auf bring-together aufmerksam geworden und hast Du schon Erfahrungen mit bring-together?
Da wir ständig auf der Suche nach »Dorfbewohnern« sind, sind wir bei unserer Suche im Netz auch auf bring-together gestoßen. Unsere Erfahrung ist bisher sehr positiv. Durch das Matching-System sind wir schon einigen potenziellen Anwärtern für UNSERDORF begegnet und haben Kontakte zu vielen netten Menschen geknüpft.
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Erstellt von Karin Demming | Linkedin folgen